Ariane Lüthi

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«Viele Menschen unterschätzen, was sie im Alltag alles leisten»

Als Spitzensportlerin erbringt Ariane Lüthi auf dem Mountainbike Höchstleistungen. So hat sie beispielsweise unter anderem an der Mountainbike-Marathon-Weltmeisterschaft 2020 die Bronzemedaille geholt.

Wie genau schafft sie das? «Fokus»* sprach mit der mehrfachen Schweizer Meisterin über den Stellenwert von Gesundheit in ihrem Leben und welche besondere Rolle dabei das Immunsystem spielt.

Frau Lüthi, Sie begannen Ihre Sportlerkarriere mit Schwimmen, wechselten zum Triathlon und kamen erst mit 26 Jahren zum Mountainbike – wann wussten Sie, dass Sie in der «richtigen» Sportart angekommen sind?

Ariane Lüthi: Ich war lange Zeit Schwimmerin und habe dann ein paar Triathlonrennen gemacht. Zur Vorbereitung auf einen Wettkampf habe ich eine Woche im Engadin verbracht. Da dieser Triathlon eigentlich ein Quadrathlon war und Mountainbike eine dieser vier Disziplinen, habe ich auch auf den breiten Reifen trainiert. In dieser Zeit habe ich mich in diesen Sport verliebt. Es war einfach so wunderschön, auf dem Rad in den Bergen unterwegs zu sein, fernab vom Verkehr. Mir gefällt auch die technische Herausforderung, mit dem Bike etwas zu spielen. Da ist wirklich etwas aufgegangen in mir. Und ich habe die Erfahrung gemacht: «Oh, das macht echt Spass!»

Was bedeutet Gesundheit für Sie?

Ariane Lüthi: Für mich ist Gesundheit wirklich mehr als körperliche Gesundheit. Früher hätte ich auf diese Frage geantwortet: Dass ich nicht krank werde, dass ich nie einen Schnupfen habe. Heute ist es mir ganz wichtig, das ganzheitlich zu sehen. Es ist mein Lebensziel, mental gesund bleiben zu dürfen – und nicht mehr in dieses Loch hineinzufallen (Ariane Lüthi litt lange Zeit unter einer Depression, Anm. d. Red.). Das hängt wiederum sehr eng zusammen mit meiner körperlichen Gesundheit. Das lässt sich nicht trennen. Körper, Geist und Seele hängen zusammen. Im Kopf gesund sein und in allen anderen Bereichen auch.

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Als erfolgreiche Profisportlerin gehen Sie an Ihre Grenzen – im Training und im Wettkampf. Welchen Stellenwert spielt dabei das Immunsystem?

Ariane Lüthi: Man kann immer stürzen und sich dabei Verletzungen zuziehen. Da war ich bislang Gott sei Dank immer auf der sicheren Seite unterwegs. Gerade in meiner Sportart können wir uns grundsätzlich sehr, sehr stark belasten. Der eigentlich limitierende Faktor, wie weit wir im Training gehen können, ist in der Regel das Immunsystem. In anderen Sportarten mögen es vielleicht eher die Knochen und Gelenke sein. Ich denke da ans Laufen. Mein Spezialgebiet ist das Etappenfahren – das Immunsystem entscheidet, wie stark wir uns pushen können, «survival of the fittest». Wer am Ende der Woche gesund ist, sich nicht erkältet hat, einen gesunden Darm hat, der wird auch ganz vorne mitmischen können. Deshalb ist für mich das Immunsystem wirklich ein zentrales Thema.

Was sind Ihre persönlichen Tipps für ein gesundes Immunsystem?

Ariane Lüthi: Das ist ganz einfach: Genügend Schlaf ist das A und O. Der Schlaf ist absolut das Wichtigste. Ich merke das immer bei mir: Habe ich ein bisschen zu wenig geschlafen, dann gerät das Immunsystem ins Wanken. Und dann natürlich die Ernährung. Ich bin Veganerin – aus ethischen und ökologischen Gründen, weniger aus gesundheitlichen. Ich lege Wert darauf, mich von biologischem Gemüse zu ernähren, das noch möglichst viele Nährstoffe enthält und in einer gesunden Umwelt angebaut wurde. Ich ernähre mich saisonal und regional, also von Produkten aus der Gegend, wo immer ich mich gerade befinde.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Mikronährstoffen gemacht?

Ariane Lüthi: Lange war ich kritisch, überhaupt ein Supplement einzunehmen. Im Radsport ist Doping ein vielbeachtetes Thema – wo fängt das an, wo ist der Graubereich? Um mich da auf der absolut sicheren Seite zu wähnen, habe ich mich lange dagegen gewehrt, etwas einzunehmen. Ich habe dann aber doch festgestellt, dass es ohne nicht optimal geht – beispielsweise, um einem Eisenmangel wirksam vorzubeugen.

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Welche Rolle spielen Mikronährstoffe, wenn es um ein gesundes Immunsystem geht?

Ariane Lüthi: Bestehen Defizite oder gar Mängel in der Versorgung mit Mikronährstoffen, dann kann der Körper nicht reibungslos funktionieren. Gerade wenn man sich sehr stark belastet, ist der Bedarf an diesen Substanzen grösser. In diesem Fall ist es nicht immer einfach, die optimale Versorgung nur über die Ernährung sicherzustellen, zum Beispiel mit Gemüse. Da kommt der Körper schnell mal an den Anschlag. Insbesondere bei solch einem Etappenrennen, wo es zudem auch sehr schwierig ist, rohes Gemüse zu verdauen. Bei einer sehr hohen Belastung ist es für den Körper definitiv viel einfacher, alle wichtigen Nährstoffe über solch eine individualisierte Mikronährstoffmischung zu sich zu nehmen.

Sie sprechen aus der Optik einer Profisportlerin. Welche Relevanz hat das Thema Immunsystem für die breite Bevölkerung?

Ariane Lüthi: Viele Menschen unterschätzen, was sie im Alltag alles leisten. Für mich als Profisportlerin ist es das Training auf dem Rad, das sehr anstrengend und ermüdend ist. Wir alle sind sehr grossen Stressoren ausgesetzt, die täglich auf den Körper einwirken. Als Sportler sind wir uns das vielleicht etwas mehr bewusst, als andere Menschen. Unser Körper ist wirklich unser Kapital und deshalb tragen wir sehr grosse Sorge für ihn. Menschen, die im Büro arbeiten, sollten das genauso tun. Jede und jeder wird früher oder später merken, dass der Körper ein sehr wichtiges Kapital ist. Eine Investition in die eigene Gesundheit ist langfristig das Wertvollste, was man tun kann. Wie gut jemand Sorge für sich getragen hat, wird sich dann im Pensionsalter zeigen. Deshalb empfehle ich gerade jetzt in Zeiten einer Pandemie wirklich jedem, etwas für das Immunsystem zu tun. Das ist absolut entscheidend. Würde man das ganze Gesundheitssystem auf den Kopf stellen und in die Gesundheitsprävention investieren, dann würde die Situation heute etwas anders aussehen. Denn unser Gesundheitssystem basiert auf dem Immunsystem der Menschen. Würden alle mehr in ihr Immunsystem investieren, dann wäre das Gesundheitssystem wohl weniger überlastet. Das Immunsystem ist ein extrem wichtiges Thema für jede und jeden.

* «Fokus» – eine Publikation von Smart Media, erschienen am 21. Januar 2021 mit dem Tages-Anzeiger.

Interview: Lars Meier* Bilder: Hansueli Spitznagel, Valentin Luthiger

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